„Kommilitoninnen! Kommilitonen! Erschüttert steht unser Volk vor dem Untergang der Männer von Stalingrad. Dreihundertdreißigtausend deutsche Männer hat die geniale Strategie des Weltkriegsgefreiten sinn- und ­verantwortungslos in Tod und Verderben gehetzt“ – ein Auszug aus dem letzten Flugblatt der gewaltfreien Widerstandsgruppe “Weiße Rose” aus dem Jahr 1943, für das Sophie Scholl und der innere Kern der Gruppe wenig später mit ihrem Leben bezahlten.

Sophie Scholl, die am 9. Mai 1921 im nordwürttembergischen Forchtenberg geboren wurde, ist eine der wichtigsten weiblichen Figuren des deutschen Widerstands, die bis zum Tage ihrer Hinrichtung im Alter von nur 21 Jahren ihrer tiefen Überzeugung treu blieb. Als Mitglied der „Weißen Rose“ verteilte sie mit anderen in der Münchner Ludwigs-Maximilians-Universität Flugblätter gegen das Hitlerregime und rief in der dunkelsten Stunde Deutschlands zur Einigkeit der europäischen Staaten auf.

Zu ihren Ehren wurde Anfang April das „Sophie-Scholl“- Gebäude des European Parliament in Brüssel eröffnet. An der feierlichen Zeremonie nahmen auch Parlamentspräsidentin Roberta Metsola, unser EVP-Fraktionsvorsitzende Manfred Weber sowie die Schauspielerin Julia Jentsch teil, die Scholl im Film „Sophie Scholl – die letzten Tage“ verkörperte.

Im Flugblatt Nummer 5 der Weißen Rose heißt es: „Nur in großzügiger Zusammenarbeit der europäischen Völker kann der Boden geschaffen werden, auf welchem ein neuer Aufbau möglich sein wird. (…) Freiheit der Rede, Freiheit des Bekenntnisses, Schutz des einzelnen Bürgers vor der Willkür verbrecherischer Gewaltstaaten, das sind die Grundlagen des neuen Europa.“

Scholls Tapferkeit und ihr Einsatz für Wahrheit und Gerechtigkeit ist nicht nur bis heute ein Leuchtturm des Widerstands im sogenannten „Dritten Reich“ – sie waren bis heute und bleiben auch in Zukunft Leuchtfeuer der Hoffnung für unzählige Menschen, die im Laufe der Geschichte von autoritären Regimen unterdrückt wurden. Das Vermächtnis der „Weißen Rose“ wirkt in Europa bis heute nach und erinnert stets daran, wie wichtig Wachsamkeit für den Schutz von Demokratie, Menschenrechten und Rechtsstaatlichkeit ist.

Wir werden es nie vergessen.